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Michael Edemodu über eine Neuausrichtung

Die Gespräche für die kommende Saison bei der DJK Don Bosco Bamberg sind bereits zum Großteil geführt worden. Viele Spieler haben sich entschieden zu verlängern, jedoch gibt es auch Spieler, die ihre Karriere nicht in Wildensorg und nicht in gelb-grün fortsetzen möchten. Einer dieser Spieler ist unser Torwart Michael Edemodu. Er hat sich schweren Herzens dazu entschlossen, den Zeitaufwand für seine fußballerische Karriere deutlich zu reduzieren und sich „jetzt auch stärker auf andere Bereiche in seinem Leben fokussieren“ möchte. Wir haben uns genauer mit ihm über seine Pläne unterhalten.

Seine ersten Schritte im Herrenbereich wagte er beim TSV Weißenbrunn, ehe er für vier Jahre zum VfL Frohnlach wechselte, um dort Erfahrungen von Bezirksliga bis zur Bayernliga zu sammeln. Edy ist seit der Saison 2018/19 im Verein und hat in dieser Zeit „positiv verrückte drei Jahre“ erlebt. Trotzdem will er den Fußball „auf ein Minimum“ herunterfahren. Wir möchten wissen warum:

Hallo Edy! Mit 27 Jahren sind die meisten Spieler sportlich noch lange nicht am Ende ihrer Karriere, sondern viel mehr auf dem Zenit ihrer Leistung. Du entscheidest an diesem Punkt jedoch bereits, dass es das mit dem höherklassigen Fußball gewesen sein soll. Warum?

Edy: Begonnen hatte der Denkprozess mit der Hochzeit meines ehemaligen Torwartkollegen Basti Bauer, der ja selbst meines Wissens nach schon 7 (!) Kreuzbandrisse hatte. Wegen eines Pokalspiels wollte ich also etwas später dazukommen. Dazu kam es aber nicht mehr, da mir in diesem Spiel ein gegnerischer Spieler ins Knie rutschte, wodurch mein hinteres Kreuzband riss. Seitdem würde ich für Fußball nicht mal mehr teilweise auf Erlebnisse dieser Art verzichten. Vor meiner Kreuzbandverletzung hätte ich mir das niemals vorstellen können. Der Fußballplatz war mein 2. Zuhause. In der Rehabilitationsphase nach der OP habe ich einiges an Lebensqualität einbüßen müssen. Nach dieser Verletzung war es trotzdem ein tolles Gefühl wieder auf den Platz zurückzukehren und ich bin froh, dass ich beweisen konnte, dass ich Bayernliga noch kann. Leider fühlte sich mein Bewegungsablauf nicht mehr so an wie davor. Ich habe einiges an meiner Spritzigkeit und Dynamik eingebüßt. Da geht einem natürlich etwas der Spaß abhanden, wenn ich weiß, „das konnte ich mal besser“. Ich bin jetzt an dem Punkt, an dem ich mich erst mal voll auf meine berufliche Laufbahn, aber auch auf meine persönliche Fitness konzentrieren möchte. Durch die Pandemie habe ich auch mal erlebt, wie es sich anfühlt mehr Zeit für sich zu haben und auf den dauerhaften Stress von Termin zu Termin springen zu müssen zu verzichten. Das war etwas, was ich so in meinem Leben eigentlich noch nie wirklich gekannt habe, da sich bei mir immer alles um Fußball gedreht hat und die Woche mit 4 Tagen Fußball Normalität gewesen ist.

Du wirst in Fachkreisen gerne mal „die Katze vom Leßbachstrand“ genannt. Kannst du uns erklären, woher du diesen originellen Spitznamen hast?

Edy: Haha, an meiner Heimatstätte, dem Sportgelände des TSV Weißenbrunn, fließt ein kleiner Bach entlang, der in Fachkreisen auch „die Leß“ genannt wird. Danach wurde auch die Leßbachtalhalle in Weißenbrunn benannt, in der es (unter normalen Umständen) jedes Jahr ein herausragendes Mitternachtsturnier gibt, an dem nicht nur Wasser fließt. Wie sollte es auch anders sein in der Heimat der Bierbrauer. Ich denke der Begriff Katze ist im Fußballjargon weit verbreitet, wobei ich auch öfter mal Krake genannt wurde aufgrund meiner langen Arme. Vielleicht sollten wir es also umbenennen in „der Krake vom Leßbachstrand“.

Du hast angedeutet, dass du dich stärker auf andere Bereiche in deinem Leben fokussieren möchtest. Gib uns doch mal einen Einblick, welche Bereiche das genau sind und welche Ziele du dir dort gesteckt hast.

Edy: Wie schon erwähnt möchte ich beruflich den nächsten Schritt gehen. Mit der Pandemie plätscherte das Leben so vor sich hin, weshalb ich mir unbedingt ein neues Ziel stecken wollte. Demzufolge habe ich mich dafür entschieden, mich ab dem Winter für den Master hier in Bamberg einzuschreiben. Bis dahin versuche ich mich aber auch an einem anderen interessanten Projekt. Dass ich mein persönliches Fitnesslevel halte bzw. noch steigern möchte, habe ich in der Pandemiezeit beriets gezeigt. Auch wenn das Joggen nicht wirklich reizvoll ist und manche meiner Freunde meinten: „Damit tust du deinem Körper nichts Gutes. Trink lieber mal ein Bier.“ An guten Tagen nehme ich mir den Rat aber auch mal zu Herzen und versuche es umzusetzen

Wenn du auf die drei positiv verrückten Jahre bei der DJK zurückblickst, welche Highlights sind da keinesfalls zu vergessen?

Edy: Das Highlight bei der DJK war definitiv der Derbysieg gegen den FC, den wir schön dreckig und mit der 0 im Rücken auf heimischer Anlage vor einer Wahnsinnskulisse gezogen haben. Wahrscheinlich war der Abend des Spiels noch besser, aber daran kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Ist ja auch schon lange her (lacht). Eines meiner persönlichen Highlights war wie schon kurz erwähnt das Spiel gegen die Spvgg Bayern Hof, in dem ich 3 Elfmeter parieren konnte. Abseits des Platzes kann ich wohl keinen Abend mit den Jungs speziell hervorheben, da jeder Abend mit Ihnen ein absolutes Highlight war! Ganze Geburtstagswochenenden, das Zeiler Weinfest oder die Abschlussfahrt waren dennoch so Erlebnisse, an die ich mich noch lange gerne erinnern werde. Die Geschichten von manchen Getränkeunfällen, behalte ich aber an der Stelle lieber für mich. (lacht)

Im Fußball werden oft Freundschaften fürs Leben geschlossen. Gibt es in deiner Don Bosco Zeit auch den ein oder anderen, der dir fehlen wird – oder zudem du sogar weiterhin stets Kontakt halten wirst?

Edy: Mit dem Großteil des jetzigen Teams besteht aus meiner Sicht bereits eine Freundschaft, die nicht mehr auf nur Fußball beruht. Gerade mit unserem Kanonier Michi Pfänder habe ich erst so richtig durch die Pandemie ein wahnsinnig gutes Verhältnis aufgebaut, wo ich sagen kann, dass ich ihn zu meinen engsten Freunden überhaupt zähle. Gerade in den letzten Wochen hat er mir sehr geholfen. Dafür möchte ich ihm auch an dieser Stelle danken. Allerdings muss man auch sagen, dass er oft davon profitiert, wenn ich im Hause Pfänder ein Wahnsinns-Gericht nach dem anderen zaubere (oder es vernichte) oder ihm mit meinen Kickbase-Tipps aus der Patsche helfe. Auch bei unserer Tippgemeinschaft hat er sich als wahrer NBA-Fachmann entpuppt. Das kann man doch sagen, wenn einer von 10 Scheinen aufgeht, oder?

Daneben sind natürlich noch explizit mein Nachbar Marco Haaf sowie unsere Physiotherapeutin und Kochexpertin Nina zu erwähnen, sowie viele andere mit denen ich gerne mal beim Fußball schauen ein Bier zelebriere oder einen gemütlichen Ausflug in die Sandstraße unternehme.

Ich hoffe und bin mir sicher, dass ich mit den genannten und weiteren Experten der DJK noch viele und gute Abende verbringen werde, sobald die Pandemie vorüber ist, auch wenn wir uns nicht mehr eine Kabine teilen.

Den Fußball auf ein Minimum herunterfahren ist nicht gleichbedeutend mit Karriereende. Wirst du am Wochenende hin und wieder trotzdem den Kasten sauber halten? Falls ja, wo?

Edy: Nun zunächst werde ich meinen Pass erst einmal bei meinem Heimatverein deponieren, bei dem ich im Notfall aushelfen werde, sofern es mein Privat- und Berufsleben zulässt. Die Nähe zur Familie war da ein wichtiges Kriterium, auch wenn mein Lebensmittelpunkt weiterhin in Bamberg sein wird. Vielleicht brauche ich auch einfach mal diese Pause, um neue Motivation zu tanken und anschließend wird man sehen, wie und wo es mit dem Fußball weitergeht. Ich hatte zumindest gehofft, es klappt noch mit meinem Abschiedsspiel, für die DJK, aber vielleicht ist der Abschied ja nicht auf Dauer. Die DJK ist auf jeden Fall die Anlaufstelle Nummer 1, bei der sich in den letzten Jahren viel getan hat und auch in Zukunft viel tun wird. Den Kontakt zum Verein mit meinen dort spielenden Freunden, aber auch zur gesamten Mannschaft sowie zum Trainer-, Betreuer- und Organisationsstab werde ich keinesfalls abreisen lassen und noch öfters mal vorbeischauen.

Letzte Frage Edy: Du sagst der Fußball gibt dir nicht mehr so viel, wie er dir früher gegeben hat. Denk doch bitte an einen Zeitpunkt in der Vergangenheit, zu dem dir der Fußball mehr gegeben hat und beschreib ihn.

Edy: Nun da gab es sicher einige Momente. Meine ersten 3 Herrenjahre waren ja mit 3 Aufstiegen in Folge nur so von Euphorie geprägt. Der Höhepunkt und das schönste Erlebnis in dieser Zeit war aber der Aufstieg über die Relegation mit der Frohnlacher U23 in die Landesliga. Die Mannschaft - vollgepackt mit mittlerweile nicht mehr ganz so jungen Talenten wie Knie, Sener, Alles, McCullough und Werner - hat damals perfekt harmoniert sowohl auf als auch neben dem Platz und so konnten wir die letzten beiden harten Duelle gegen den FSV Bayreuth durch unseren selbsternannten Aufstiegshelden Tim Rebhan (schmunzelt) für uns entscheiden. Das Gefühl so etwas mit 20 Jahren zu schaffen, obwohl man sein ganzes Leben im Heimatverein gekickt hat und den allerersten Herreneinsatz in der A-Klasse hatte, war unbeschreiblich. Genauso wie die anschließende Aufstiegsfeier und die Tage danach, in denen man auf einer Welle der Euphorie geschwommen ist und einfach „Aufsteiger“ war. Das war damals auch so die Begründung für alles.

Zum Schluss möchte ich mich noch beim gesamten Verein - Mannschaft, Trainern, Betreuern, Physios, Fans und Gönnern – und natürlich unserem Rudi bedanken, ohne dem das Ganze nicht möglich wäre. Der ganze Verein hat mich super aufgenommen und ich habe mich stets sehr wohl gefühlt. Ich freue mich, wenn ich alle mal wieder sehe und bis dahin heißt es bleibt gesund!

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